Hauptmann Friedrich Hauschild
EIN KRIEGSGRAB AUF DEM GREENER FRIEDHOF
Unter alten Lebensbäumen gibt es auf dem Friedhof in Greene eine Grabstelle „für ewige Zeiten“. Hier liegt ein Mann, der sein Leben für unseren Ort gegeben hat.
Der Grabstein trägt die Inschrift:
Dem Retter
Hauptmann Friedrich Hauschild
geb. 11.4.1898 – gef. 8.4.1945
Marktflecken Greene
Wer war dieser Mann, und was hat er für Greene getan, dass ihm die Gemeinde diesen Gedenkstein setzte?
Friedrich Hauschild, der aus Erkrath im Rheinland stammte, wurde nach einer schweren Verwundung in der Endphase des 2.Weltkriegs von der Ostfront nach Greene versetzt. Seinem Kommando waren die Flakgeschütze mit ihrer Besatzung unterstellt, die als Fliegerabwehr zum Schutz des Eisenbahnknotenpunktes Kreiensen und der Leinebrücken und Tunnel gedacht waren, die aber auch zum Bodenkampf hätten eingesetzt werden können. Wenn die Amerikaner näher rückten, sollte Hauptmann Hauschild den Greener Viadukt sprengen; die Löcher für die Sprengladungen waren an den Pfeilern schon ausgehoben – so berichtet Pastor Ehlers in seiner Kirchenchronik.
Am Morgen des 8. April fuhr Hauschild nach Einbeck und traf gegen 11 Uhr den Chefarzt des dortigen Lazaretts, Dr. Beulshausen, um mit ihm die Lage zu beraten. Bei
diesem Gespräch war auch der Unteroffizier Keim dabei, der wenig später maßgeblich an der friedlichen Übergabe der Stadt Einbeck beteiligt war und in der Folge von den Amerikanern als
Bürgermeister eingesetzt wurde. Wie Keim von seiner Tätigkeit beim Generalkommando wusste, sollten Städte mit Lazaretten nicht verteidigt werden - ein Grund mehr für eine friedliche
Übergabe.
Hauschild fuhr dann nach Greene zurück, offenbar bestärkt in seinem Vorhaben, Greene kampflos zu übergeben; denn in der Greener Schule war ein Lazarett eingerichtet
worden, in dem auch englische Soldaten lagen. Er besprach sich dann mit dem Greener Bürgermeister Otto Haupt und weiteren Greener Bürgern, und sie beschlossen: Greene soll kampflos übergeben
werden. Hauschild ließ daraufhin die Geschütze sprengen, entließ seine Männer und sorgte dafür, dass der Viadukt nicht zerstört wurde. Dann ging er auf dem Bahndamm in Richtung Ippensen. Dort
wurde er von einem SS-Trupp eingeholt, festgenommen, nach Greene zurückgebracht und in der Neuen Reihe an eine Eiche geführt, die an einem Haus in der Nähe des Viadukts stand.
Hier wurde Friedrich Hauschild von einem aus einem Nachbarort stammenden SS-Mann mit der Pistole erschossen – nur wenige Stunden nur vor dem Einzug der
Amerikaner.
Aus der Chronik von Pastor Ehlers:
Hans Ehlers war in den Kriegsjahren Pastor in Greene. Er hat über die örtlichen und kirchlichen Ereignisse eine Chronik geführt - zwei seiner drei Söhne sind 1944 im Alter von 19 und 23 Jahren gefallen. In seiner Chronik berichtet er, was am Sonntag, dem 8. April 1945 geschah:
„Gegen 18 Uhr hörte ich von oben her etwas Lärm. An der Pfarrstraßenecke sah ich, wie oben auf dem Steinweg die Amerikaner angerückt kamen. Sie begrüßten die in
der Schule, die zum Lazarett eingerichtet war, gefangenen verwundeten englischen Soldaten. In Reihen an den Häusern linkerseits entlang gehend, marschierten die Amerikaner ein, voran einige
Lazarettärzte und Offiziere. Sie gingen in die Gastwirtschaft Rose, wohin der Bürgermeister Haupt angefordert wurde. Ich mischte mich unter die einziehenden Soldaten. Sie taten der Bevölkerung
nichts.“
Im Begräbnisbuch der Kirchengemeinde ist folgendes eingetragen:
Begräbnis: Der neunte April
in der Stille, ohne Geläut
Todestag: 8.April Hauschild, Hauptmann
Unter Bemerkungen steht:
Der Hauptmann Hauschild hatte die in Greene befindlichen Flakgeschütze und die Munition sprengen lassen, wurde daraufhin am 8.IV. von einem SS-Leutnant erschossen. Ich habe nachträglich am 13.April die Leiche eingesegnet.
P. Ehlers
In den letzten Kriegstagen zogen – z.T. auch selbsternannte SS-Trupps, „Kettenhunde“ genannt – als „Standgerichte“, durchs Land, die bei, wie es damals hieß, Befehlsverweigerung, Sabotage und Feigheit vor dem Feind, mit sofort vollstreckbaren Todesurteilen unter den Resten der deutschen Wehrmacht und der Zivilbevölkerung wüteten. Friedrich Hauschild war sicher klar, dass er gegen die noch geltende allgemeine Befehlslage handelte und sich somit tödlicher Gefahr aussetzte.
Seine tapfere Entscheidung, sich der Befehlslage zu widersetzen, hat ihn das Leben gekostet.
Greene ist dadurch vor Zerstörung und Leid bewahrt worden. Die Gemeinde hält ihn und seine Grabstätte in ehrendem Gedenken. Eine Straße im Greener Neubaugebiet „Löberfeld“ trägt seinen Namen: „Friedrich Hauschild-Straße“, damit die Erinnerung an den Retter Greenes wach und lebendig bleibt.
Gedenkfeier auf Greener
Friedhof 2005 anlässlich des
60. Todestages